Das Mäd´l aus der Vorstadt

(Volksstück von Johann Nestroy)

 

Regie: Ernst Princz

Musikalische Leitung: Alexander Kinsky

Premiere: 04.10.1996

Personen und Ihre Darsteller

Kauz, ein Spekulant - Leopold Strobl

Frau von Erbsenstein - Christa Wiedrich

Herr von Gigl - Christian Preiszler

Schnoferl, Winkelagent - J.R. Springnagel

Knöpferl, Wäschehändler - Richard Wiedrich

Pepi, seine Tochter - Maria Schreiber

Madame Storch - Marcella Kremser

Rosalie, Näherin - Christine Kern

Sabine, Näherin - Manuela Linshalm

Thekla, Stickerin - Barbara Stepanek

Nannette, Stubenmädchen - Stefanie Klimt

Dominik, Diener - Kurti Krammer

Ein Kommis - Herbert Haupt


Inhalt

1. Akt

Ungeduldig erwartet die noch junge Witwe Frau von Erbsenstein ihren Bräutigam Gigl. Ihr reicher Onkel Kauz, der sich trotz seines fortgeschrittenen Alters für jung und unwiderstehlich hält, hört sich ihre Klagen an. – Auftrittslied Schnoferl I, 5 (R: „Na der Mensch muss nit alles auf Einmahl begehr’n.“). – Kauz schuldet Schnoferl 3.000 Gulden, die er nicht zurückzahlen kann, seitdem ihm 120.000 Gulden gestohlen wurden. Der Verdacht fiel seinerzeit auf Stimmer, der gleich nach dem Raub die Flucht ergriffen hatte. Frau von Erbsenstein hegt den Verdacht, dass ihr Bräutigam eine andere Frau liebt. Sie beauftragt Schnoferl, der Sache auf den Grund zu gehen, da sie es in diesem Fall nicht nötig hätte, auf einer Hochzeit zu bestehen. Gegenüber Kauz äußert Schnoferl den Verdacht, dass Stimmer nicht der Dieb des Geldes war. Ein gewisser Käfer wisse mehr über die Sache, doch Kauz ist offensichtlich nicht an weiteren Nachforschungen interessiert. Zerknirscht wegen der Vernachlässigung seiner Braut, erscheint Gigl. Unter vier Augen gesteht er Schnoferl, sich in Thekla verliebt zu haben. Allerdings ist diese mit ihrer Tante an einen unbekannten Ort verzogen. Schnoferl macht Gigl keinerlei Hoffnung auf Theklas Liebe und rät zu einer Hochzeit mit Frau von Erbsenstein. Er selbst würde sie gerne heiraten. Lediglich sein Alter verhindere diesen Schritt. Resiginiert willigt Gigl in eine Hochzeit ein. Zwar erzählt Schnoferl von Gigls Liebe zu Thekla, tut die Sache jedoch als harmlose Schwärmerei ab und kann auf diese Weise eine Versöhnung mit Frau von Erbsenstein herbeiführen. – Lied Frau von Erbsenstein I, 13 (R: „Was bleibt eim da übrig, als nachsichtig sein.“). – Zufällig treffen sich Thekla und Gigl im Haus von Frau von Erbsenstein. Sie versichert Gigl, dass sie keinerlei Groll gegen ihn hege, ihn aber aus Gründen, über die sie schweigen müsse, nicht wiedersehen könne. Überrascht erfährt Thekla von Gigls bevorstehender Hochzeit. In einem unbeobachteten Moment verschwindet sie. Sogleich will Gigl ihr nachlaufen, doch Kauz drängt zur Unterzeichnung des Ehevertrages. Ohnmächtig sinkt Gigl auf einen Stuhl. Um sich die Peinlichkeit vor den Gästen zu ersparen, sinkt auch Frau von Erbsenstein scheinbar in eine Ohnmacht.

2. Akt

 

Schnoferl wendet sich mit einer Bitte an Rosalie, Sabine, Peppi und Mad. Storch: Sie sollen seinen aus Liebeskummer unglücklichen Freund Gigl für sich einnehmen und auf diese Weise heilen. Nach einigem Zieren erklären sie sich einverstanden. Aufgeregt erscheint Mad. Storch vom Einkauf und bittet Gigl und Schnoferl, sie vor einem Mann zu beschützen, der ihr bis ins Haus nachgegangen sei. Kurzentschlossen bestimmt Schnoferl: „[…] wier müssen ihm was thu’n, was ihn geistig demüthigt, ohne ihn körperlich zu verletzen“, und gibt dem Eindringling einen Schlag auf den Hut. Erst im nachhinein erkennt man zum gegenseitigen Erstaunen, dass es sich um Kauz handelte. Entschuldigend lädt Schnoferl Kauz für den Abend ein. Sogleich beginnt man mit den Vorbereitungen für ein Fest-essen. Als die Frauen Kauz’ Großzügigkeit bemerken, finden auch sie Gefallen an ihm. Tief beunruhigt zeigt sich Kauz über die Nachricht, dass Käfer wieder in der Stadt sei und Schnoferl ihn am nächsten Tag aufsuchen wolle, um Genaueres über den Überfall zu erfahren. Im stillen beschließt Kauz, Schnoferl zuvorzukommen. – Quodlibet-Duett Rosalie und Schnoferl II, 12. – Mit sanfter Gewalt bringt Mad. Storch die sich sträubende Thekla ins Haus. Zu ihrer Überraschung trifft Thekla auf den unglücklichen Gigl, der ihr versichert, seine Braut abgelehnt zu haben. Er bittet Thekla um ihre Hand, doch in dem Moment, in dem sie ihre Ablehnung begründen will, werden sie von Schnoferl gestört, der über dieses Zusammentreffen nicht erfreut ist. Er ist sich sicher, dass mit Thekla etwas nicht stimmt und sie sich nur interessant machen will. Weinend verspricht Thekla, auf Gigl zu verzichten, schwört aber, an keinem anderen Mann ein Interesse zu haben. Das Festessen, an dem auch Gigl und Thekla teilnehmen, beginnt gerade, als Frau von Erbsenstein erscheint. Sie glaubt, es handle sich um die Verlobungsfeier von Gigl und Thekla und möchte den Bräutigam über seine zukünftige Frau aufklären: Sie sei die Tochter des durchgegangenen Herrn Stimmer, der Kauz bestohlen habe. Ohnmächtig sinkt Thekla in Schnoferls Arme, so dass sie Gigls Beteuerung, sie trotzdem heiraten zu wollen, nicht mehr hört.

3. Akt.

Rosalie, Sabine, Peppi, Mad. Storch und Knöpfl sind bei Kauz eingeladen, doch der Hausherr selbst hat sich verspätet. Er hat Käfer einen Besuch abgestattet und ihm für eine sofortige Abreise 200 Dukaten bezahlt. Für diese Summe hat er von Käfer auch einen ihn kompromittierenden Brief zurückerhalten. Zuhause beginnt er, mit den Damen im Garten „Blinde Kuh“ zu spielen. Während Kauz mit verbundenen Augen umherläuft, beschließen diese, ihm einen Streich zu spielen: Sie verstecken seinen Rock in einem Baum. Um die Brieftasche nicht zu beschädigen, nimmt Sabine sie an sich. Unterdessen fängt Kauz die über sein Verhalten sehr erstaunte Frau von Erbsenstein, die gerade den Garten betritt. So schnell wie möglich versucht Kauz, seine Nichte wieder loszuwerden, bevor sie von seinen anderen Gästen bemerkt wird. Doch Frau von Erbsenstein erklärt, Schnoferl habe sich hier mit ihr verabredet. Mit auffallender Zuvorkommenheit komplimentiert Kauz seine Nichte ins Haus. Als Kauz beginnt, sich über seinen verschwundenen Rock Gedanken zu machen, erscheint auch noch Gigl, ebenfalls von Schnoferl bestellt. Zwar lässt er sich durch den Hinweis auf Frau von Erbsensteins Anwesenheit beinahe zu einer sofortigen Umkehr bewegen, doch Rosalie kann ihm leise zuflüstern, dass auch Thekla anwesend sei. Schnoferl habe ihr „Aufschlüsse über ihre Familienangelegenheiten versprochen“. Sie warte mit ihrer Tante in der Nähe. Gerne verspricht Rosalie, Thekla herzuholen. Zuvor übergibt sie Gigl noch die Brieftasche, die ihr Sabine zugesteckt hat. – Lied Schnoferl III, 12 (R: „Na, laßt man ein Jedn sein Freud.“). – Vorsichtig erscheint Thekla in der Hoffnung, Schnoferl könnte ein Mittel zur Rechtfertigung ihres Vaters gefunden haben. Zu Schnoferls und Gigls Erstaunen zeigt Frau von Erbsenstein sich Thekla gegenüber sehr freundlich. Aus Begeisterung über diesen Edelmut gesteht Schnoferl ihr seine Zuneigung, doch sie weist ihn kurz ab. Thekla berichtet, ihr Vater sei an dem nämlichen Abend in Kauz’ Haus gewesen, habe die aufgebrochene Kasse gesehen und sogleich die Flucht ergriffen, da der Verdacht nur auf ihn fallen konnte. Nun lebt er unter falschem Namen von dem Geld, das Thekla ihm schicke. Da Schnoferl nicht, wie erhofft, von einem Zeugen Auskunft bekommen hat, lässt man ihn einfach stehen. Bevor er abfährt, übergibt Gigl ihm jedoch die Brieftasche. Neugierig schaut Schnoferl hinein und findet einen an Käfer adressierten Brief, den er aufmerksam liest. Triumphierend ruft er daraufhin nach Gigl, Thekla und Frau von Erbsenstein. Der nicht unterschriebene Brief enthält eine genaue Anweisung an Käfer, gegen eine Belohnung von 200 Dukaten Kauz’ Kasse zu rauben. Damit ist Theklas Vater rehabilitiert, doch der eigentliche Drahtzieher noch nicht entlarvt. Erst als Kauz die Brieftasche als sein Eigentum zurückverlangt, erkennt Schnoferl, wer der Absender des Briefes war. Leise erzählt er Kauz von seinem Wissen: Kauz habe den Raub seinerzeit inszeniert, um einen Erbschaftsanteil nicht zurückzahlen zu müssen. Da Frau von Erbsenstein ihn bittet, die Familienehre zu schonen, erklärt Schnoferl öffentlich, dass Theklas Vater unschuldig sei, da Kauz gar nicht beraubt wurde, sondern das Geld nur verlegt hatte. Kauz sei deshalb bereit, die Erbschaft samt Zinsen zu bezahlen. Schnoferl selbst erhalte seine 3.000 Gulden, Thekla bekomme 10.000 Gulden Aussteuer und ihr Vater 15.000 Gulden als Wiedergutmachung. Zudem spende Kauz 10.000 Gulden für die Armen. Da Kauz ihn leise beschimpft, erhöht Schnoferl die Summe für die Armen auf 12.000 Gulden. Zähneknirschend muss Kauz einwilligen. Insgeheim verspricht Schnoferl ihm die Aushändigung des Briefes, sobald alle notwendigen Papiere unterzeichnet sind. Empört verlassen Mad. Storch und die Mädchen das Haus und verbitten sich jeden weiteren Besuch von Kauz, weil er ihnen die Schuld für das Vorgefallene gibt. Als Dank für seine Dienste bietet Frau von Erbsenstein dem hocherfreuten Schnoferl ihre Hand an. Auch Gigl und Thekla sind ein glückliches Paar.

 

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