Liebesg´schichten und Heiratssachen

(Volksstück von Johann  Nestroy)

 

Regie: Peter Sexl

 

Premiere: 18.11.1988

Personen und Ihre Darsteller

Florian Fett, Partikulierer - Robert Spurny

Fanny, dessen Tochter - Christa Wiedrich

Ulrike Holm - Romana Hauser

Lucia Distel - Elisabeth Etlinger

Anton Buchner - Leopold Strobl

Marchese Vincelli - Peter Sexl

Alfred, dessen Sohn - Hermann Wiedrich

Wirt zum silbernen Rappen - Siegfried Engelbrecht

Philipine, Dienstmädchen - Christine Kern

Georg, Bedienter - Walter Wiedrich

Heinrich, Bedienter - Karl Resch

Kling, Kammerdiener - Horst Presina

Nebel - J.R. Springnagel

Schneck, Landkutscher - Kurti Krammer

Wächster - Karl Rohrauer

Hausknecht - Siegfried Weinguny, sen.

Bedienter - Siegfried Weinguny, jun.

Bedienter -  Helmut Klemisch

Magd - Gabi Engelbrecht

Magd - Monika Engelbrecht


Inhalt

1. AKT

Alfred hat sich in Ulrike verliebt. Aus diesem Grund hat er sich eine Stellung als Schreiber bei Herrn von Fett besorgt. Seinem Vater, der mit dieser Beziehung sicherlich nicht einverstanden wäre, hat er seinen Aufenthaltsort verschwiegen. In einem Gasthaus trifft Alfred seinen alten Freund Buchner, der völlig mittellos ist. Buchner plant, Fanny zu heiraten. Seinerzeit war Buchner gut betucht und hatte sich in die arme Fanny verliebt. Mittlerweile ist Fannys Vater, Herr von Fett, zu Geld gekommen, während Buchner sein Vermögen verloren hat. Dennoch glaubt er, es habe sich an der verabredeten Hochzeit nichts geändert. Alfred erzählt Buchner, daß niemand auf dem Schloß seinen wahren Nachnamen und seine Herkunft kenne. Der Freund verspricht, Stillschweigen zu bewahren. – Auftrittslied Nebel I, 5 (R: „Ja, ka Mensch weiß woher.“). – Der Tunichtgut Nebel plant eine Hochzeit mit einer reichen Frau, die er allein ihres Reichtums wegen heiraten will. Im Wirtshaus gibt er sich als Baron Nebelstern aus, bis der Wirt die Begleichung einer Rechnung von 286 Gulden und 36 Kreuzern fordert. In die Enge getrieben, gibt Nebel zu, der Sohn der Kellnerin Nina Nebel und eines unbekannten Vaters zu sein. Um sich der angedrohten Verhaftung zu entziehen, verweist Nebel auf seine reiche Braut Lucia Distel. Unwillig läßt sich der Wirt daraufhin auf eine weitere Bewirtung Nebels ein. Höchst erfreut ist Nebel über das Wiedersehen mit seinem ehemaligen Dienstherrn Buchner. Zwar hatte dieser Nebel davongejagt, dennoch bittet Nebel ihn um eine erneute Anstellung. Er hofft, auf diesem Weg Einlaß in das Haus von Herrn von Fett zu finden. Da er auf den Lohn verzichten will, läßt Buchner sich auf den Vorschlag ein. Im Schloß stellt Herr von Fett seine Schwägerin Lucia über ihrenVerehrer zurRede. Er hält ihr Verhalten für nicht standesgemäß, doch Lucia will sich nicht in ihre Angelegenheiten hineinreden lassen. Auch Fannys Liebe zu Buchner will Fett keinesfalls unterstützen. Er erklärt, der Umgang mit dem Pleitier Buchner sei unter seiner Würde. Fanny ist untröstlich. Dagegen verlangt Fett von Ulrike, die Hochzeit mit Alfred für den nächsten Tag anzuberaumen. Fett stellt klar: „Liebe leid’ ich nicht in meinem Haus, keine Spur von Liebe.“ Buchner gegenüber verhält Fett sich herablassend und beleidigend. Nur Fanny zuliebe nimmt Buchner die gönnerhafte Einladung zum Essen an. Dagegen gelingt es Nebel, Fetts Sympathien zu gewinnen. Lucia gegenüber, die ihn nur als Baron Nebelstern kennt, gibt Nebel vor, einen reichen Vater zu haben, der diese Hochzeit als nicht standesgemäß betrachte und ihm mit Enterbung drohe. Aus diesem Grunde müsse er wissen, ob seine Braut wirklich so reich sei, wie die Leute behaupten. Begeistert hört Nebel, Lucias Vermögen belaufe sich auf 40.000 Gulden. Der eintretende Fett hört von dem Gespräch gerade noch so viel, daß er die Überzeugung gewinnt, Nebel sei in Wahrheit ein nobler Herr, der sich nur zum Schein als Bedienter in seinem Haus aufhält. Unter vier Augen erklärt er sich mit einer Hochzeit mit Lucia am nächsten Tag einverstanden. Als Gegenleistung soll Nebel jedoch eine Intrige spinnen, die das Verhältnis zwischen Buchner und Fanny zerstört. Gerne sichert Nebel seine Hilfe zu, verlangt aber seinerseits, daß Fett über seine wahre Identität schweigt. In diesem Moment wird der Wirt gemeldet. Mit dem Hinweis, es handle sich bei diesem Mann um einen Spitzbuben, sucht Nebel das Weite. Der Wirt erzählt, es seien zwei Männer aufs Schloß gekommen, von dem der eine nicht der sei, der er vorgebe zu sein. Fett schenkt dem Gerede keine Beachtung. Als der Wirt verlangt, den Zechpreller arretieren zu dürfen, glaubt Fett, es sei von Buchner die Rede, und gibt bereitwillig seine Zustimmung. In einer halben Stunde will der Wirt mit einem Wächter zurückkommen. Trotz der Aussicht, schon bald mit Ulrike verheiratet zu sein, scheint Alfred bedrückt zu sein. Bevor Ulrike die Gründe für sein merkwürdiges Verhalten erfährt, erhält Fett einen Brief des Marchese Vincelli. Sogleich erkennt Alfred die Schrift seines Vaters und erschrickt. Der Marchese schreibt, es sei ihm zu Ohren gekommen, daß sein Sohn unter fremdem Namen um„die Gunst eines Frauenzimmers“ imHause des Herrn von Fett wirbt. Da AlfredsName in dem Brief nicht genannt wird, glaubt Fett, es sei von Nebel die Rede. Vincelli kündigt an, mit einer solchen Hochzeit niemals einverstanden zu sein.Umdas Gerücht persönlich zu überprüfen, wolle er in einer Stunde auf dem Schloß erscheinen. Sein Sohn solle von diesem Besuch auf keinen Fall unterrichtet werden. Es ist Fett besonders daran gelegen, auf den hohen Besuch den Eindruck eines vornehmen Herrn zu machen. Alfred soll dem Gast entgegengehen und ihn unverzüglich zum Schloß bringen. Nebel wird von Fett gebeten, sich nur im linken Flügel des Hauses aufzuhalten. Gerne kommt Nebel der Bitte nach. Beim Verlassen des Zimmers tritt Nebel der Wirt in Begleitung eines Wächters entgegen. Fett erläutert dem Wachter leise Nebels Identität. Sofort wendet sich dieser zum Gehen. Der wütende Wirt wird von Fetts Bedienten vor die Tür gesetzt.

 

 

 2. AKT

 

Marchese Vincelli ist am Gasthof eingetroffen und erkundigt sich bei der Wirtin über Fett und einen fremden jungen Mann, der eine Liebschaft in Fetts Haus unterhalten soll. Die Wirtin, die glaubt, es sei von Nebel die Rede, gibt bereitwillig Auskunft: Es sei von einer Entführung die Rede gewesen. Sie berichtet auch von der unbezahlten Rechnung, was der Marchese aber unbeachtet läßt. Ein Bedienter meldet Alfreds Ankunft, dochVincelli will seinen Sohn erst nach einem Besuch bei Fett sehen. Inständig hofft Alfred, daß Ulrikes Erscheinung den unangenehmen Eindruck ausgleichen kann, den sein Vater ohne Zweifel von Fett bekommen wird. Während dessen ist Nebel guten Mutes. Er ist überzeugt, Lucia sehr bald zu heiraten, und erzählt Buchner von seinem Glück. Der Freund dagegen ist sehr betrübt. Zwar ist Fanny ihm unverändert zugetan, doch Fetts Auftreten scheint ihm keine Hoffnung zu lassen. So kommen ihm auch in bezug auf Fannys Gefühle Zweifel. Nebel erkennt, daß er diese Zweifel für seinen „Entzweiungsplan“ ausnutzen könnte. Es kommt ihm sehr gelegen, daß Buchner ihn bittet, einen Plan auszuhecken, um Fanny zu prüfen. In Fannys Auftrag erscheint Philippine bei Nebel, der es geschickt einrichtet, sich von Buchner mit „Baron“ titulieren zu lassen. Doch Philippine, die sich über Buchners Lebenswandel in den letzten Jahren erkundigen soll, will nicht glauben, einem Baron gegenüberzustehen. Ohne Zögern erklärt Nebel, Buchner habe sich tadellos verhalten. Er selbst sei ein Baron aus einer armen Familie und könne sich nur durch eine reiche Heirat retten. Da sei es ihm zupaß gekommen, daß Fett ihm die Hand seiner Tochter Fanny antrug. Aus Freundschaft zu Buchner und um sein Gewissen nicht durch eine Geldheirat zu belasten, wolle er aber verzichten. Diese edle Handlung läßt Philippine glauben, Nebel sei doch ein Baron. Nebel läßt Fanny ausrichten, in einer Stunde könne er ihr sagen, wie sie die Einwilligung ihres Vaters zur Hochzeit mit Buchner bekomme. – Lied Nebel II, 8 („D’ Seel hat a breits Maul, sagt sich oft was in d’ Ohr’n“). – Tatsächlich überlegt Fett, ob es nicht noch eine Möglichkeit gibt, statt Lucia Fanny mit Nebel zu verheiraten. Für den Moment setzt er jedoch alles daran, auf den Marchese einen günstigen Eindruck zu machen. Vincelli fühlt sich unangenehm berührt von Fetts pöbelhaftem Verhalten. Entschieden erklärt er Fett, eine Hochzeit sei völlig ausgeschlossen. Fett schlägt vor, er solle zunächst mit der Braut reden, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird. Die eintretende Lucia hält der Marchese zunächst für eine Vertraute seines Sohnes, weil ihre Erscheinung überhaupt nicht zu dessen Schilderungen passen will. Über diese angebliche Verwechslung ist Lucia überaus verärgert. Wütend erklärt sie, auch ohne seine Einwilligung und trotz möglicher Enterbung des Sohnes zu heiraten. Entsetzt hört Vincelli die Rede. Er glaubt, sein Sohn habe den Verstand verloren. Er beschließt, Fett schriftlich zu bitten, einen jungen Verwandten zu suchen, der für 20.000 oder 30.000 Gulden bereit wäre, Lucia auf der Stelle zu heiraten. Nebel lügt Buchner an, indem er behauptet, Fanny sei ihrem Geliebten untreu geworden, als sie hörte, daß Nebel ein Baron sei. Um seine Aussage zu beweisen, bittet er den ungläubigen Buchner, von einem Nachbarkabinett ein Gespräch zwischen ihm und Fanny zu belauschen. So könne er sich selbst ein Bild machen. Der nichtsahnenden Fanny dagegen versichert Nebel, im Nebenzimmer lausche ihr Vater. Ihm solle sie beweisen, daß sie eine gehorsame Tochter sei. Dazu solle sie zum Schein eine Beziehung mit Nebel eingehen. Dies sei der sichere Weg zu einer Verbindung mit Buchner. Hoffnungsfroh geht Fanny auf den Vorschlag ein. Nach Fannys Abgang ist Buchner außer sich vor Enttäuschung. Er droht, Fanny, Nebel oder sich selbst zu erschießen. In einemHandgemenge mit Nebel löst sich ein Schuß. Vor Schreck ohnmächtig sinkt Nebel zu Boden, während Buchner glaubt, ihn erschossen zu haben. Vom Lärm aufgeschreckt, eilen Fanny, Fett, Ulrike und Lucia hinzu. Wütend beschimpft Buchner Fanny und stürzt hinaus. Tief getroffen sinkt Fanny in Ulrikes Arme. Nebel dagegen berichtet Fett stolz von seinem gelungenen Trennungsversuch.

 

 

 3.AKT

 

Nebel hat sich aus dem Schloß ins Wirtshaus geflüchtet. Er kann die Wirtin überreden, ihm 100 Gulden zu leihen, mit denen er ihren Mann gnädig stimmen will. In einem Gespräch mit Alfred macht Vincelli seinem Unmut über die Braut Luft. Alfred kann kaum glauben, daß sein Vater wirklich mit seiner Braut gesprochen hat. Inzwischen ist auch Fetts Antwort auf Vincellis Brief eingetroffen. Er meldet, einen möglichen Bräutigam für Lucia gefunden zu haben. In diesem Moment bringt der Wirt einen Brief von LuciaanNebel, vondemVincelli glaubt, er sei anAlfred gerichtet. Er gibt sich deshalb alsVater desEmpfängers zu erkennen. Ohne weiteres bezahlt er auch die vom Wirt präsentierten Schulden seines angeblichen Sohnes. In dem Brief berichtet Lucia von dem Gespräch mit ihrem vermeintlichen Schwiegervater. Sie bittet, am Abend entführt zu werden. Auf der Stelle gibt Vincelli dem Wirt die Anweisung, seinem Sohn auf keinen Fall Pferde zur Verfügung zu stellen. Vincelli selbst eilt zu Fett, um die vermittelte Hochzeit in die Wege zu leiten. Nebel ist hocherfreut über die Begleichung seiner Schulden. Er gewinnt allmählich die Überzeugung, bei demMarchese könnte es sichumseinen bisher unbekanntenVaterhandeln.AufdemFußbodenfindetNebel das leere Couvert von Lucias Brief. Der Wirt kann lediglich sagen, daß darin von einer Entführung die Rede war. Als Sohn eines reichenVaters ist Nebel nicht mehr an Lucia interessiert. Auf der Stelle eilt Nebel aufs Schloß. Auch Alfred erfährt vom Wirt von einem Brief seiner Braut an seinen Vater. Der Wirt zögert nicht, Alfred Pferde zu leihen. Alfred will Ulrike wegen des Briefes zur Rede stellen. – Lied Nebel III, 8 (R: „Und die Gschicht hat ein End.“). – Fett trägt Buchner an, für 30.000 Gulden die Braut des „jungen Tschinelli“ zu heiraten. Buchner meint, es sei von Alfred bzw. von Ulrike die Rede, und überlegt kurz. Aus Freundschaft zu Alfred will er zunächst ablehnen, doch um sich an Fanny zu rächen, willigt er ein. Ulrike kommt mit einer Bitte zu Buchner: Er möge zu Alfred gehen und ihm sagen, daß sie von seiner wahren Identität wisse.Um nicht zwischen ihm und seinem Vater zu stehen, verzichte sie auf die Hochzeit. Buchner erzählt Ulrike von der geplanten gutbezahlten Hochzeit. Daraufhin bittet Ulrike Buchner, Vincelli ein Medaillon von ihr zu geben. Als Gegenleistung will sie zwischen Fanny und Buchner vermitteln. Bei einem Stelldichein mit Nebel plaudert Lucia über den Brief und das Gespräch mit Vincelli, den sie nach wie vor für Nebels Vater hält.Doch Nebel gibt ihr zu verstehen, daß er sich als gehorsamer Sohn keineswegs über den Willen seines Vaters hinwegsetzen könne. Ärgerlich verweist Lucia auf ein schriftliches Eheversprechen. Fett ist dagegen erfreut über dieses Zerwürfnis und bietet Nebel Fannys Hand an. Nebel zeigt sich durchaus interessiert. Buchner übergibt Vincelli Ulrikes Medaillon. Überrascht erkennt Vincelli die Züge seiner überaus geliebten Amalie, die er aus Standesgründen nicht heiraten konnte. Zudem erklärt Buchner die bezahlte Hochzeit könne nicht stattfinden, da der Sohn bereits heimlich geheiratet habe. Aufgeregt stürzt Nebel herbei, um seine Junggesellenschaft zu beteuern. Nun beginnen sich alle Verwechslungen aufzulösen. Buchner erkennt Nebels doppeltes Spiel. Außerdem wird allen Beteiligten deutlich, daß es sich bei Alfred um den Sohn des Marchese handelt. Vincelli bemerkt die Verwechslung von Lucia und Ulrike. Der Verbindung zwischen seinem Sohn und der Tochter seiner unglücklichen Liebe kann er den Segen nicht verweigern. Als Fett Nebels wahre Identität klar wird, fürchtet er um seine und um Fannys Ehre. So kommt es ihm sehr gelegen, daß Buchner und Fanny sich wieder versöhnt haben. Gerne gibt er dem Paar seine väterliche Einwilligung. Lediglich der unverbesserliche Nebel geht leer aus, denn Lucia will ihn nicht mehr sehen. Ohne Bedauern verläßt er das Schloß mit dem Ziel, sich im Wirtshaus als Oberkellner zu verdingen.

 

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